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Zwischen Hungerast und Zuckerschock – Bikepacking am Rennsteig

Es war lediglich der Plan B und rückblickend würden wir einiges anders machen. Und dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, wird der Trip durch den Thüringer Wald immer in guter Erinnerung bleiben. Aber eins nach dem anderen.

Es sollte der Veneto Trail werden. Sollte. Wie so vieles dieser Tage. Aber, wenn wir im RADsyndikat eines können, dann ist es in Lösungen zu denken. Und so haben mein Kollege, Andi Maschke, und ich, im August 2021 kurzerhand umdisponiert. So wurde aus den Dolomiten, der Rennsteig im Thüringer Wald, der Heimat von Andi.

Der Trip ist, dank komoot, schnell und abwechslungsreich zusammengeklickt und das Wegenetz rund um den Rennsteig gut erschlossen und hervorragend ausgeschildert. Auf und abseits der Wanderwege finden, oder oftmals verstecken, sich ausserdem unzählige Sehenswürdigkeiten. Und von der Schutzhütte über den Campingplatz bis hin zum Hotel, ist für jeden Geschmack eine Übernachtungsmöglichkeit dabei. Gott sei dank, denn bereits in unserer kleinen Seilschaft könnte der Geschmack unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen Seite der erfahrene Bikepacker Andi, der bereits in Bolivien oder mit Stars der Szene wie einer Lael Wilcox unter freiem Himmel genächtigt hat. Und dann ich, der ehemalige Anzugträger der gerne für’s echte Abenteuergefühl Tarp-Zelte durch ganz Slowenien schleppt um dann doch im Hotel die Kreditkarte durchzuziehen. 

Womit wir bei einem weiteren Punkt wären, der Vielseitigkeit dieser Destination. Ganz gleich ob Du alter Hase oder Bikepacking-Jungfrau bist. Ob Du mit einem Hardtail oder einem Gravelbike unterwegs sein möchtest. Ob Du eher der in-den-See-Springer oder der Bäume-Umarmer bist. Ob Du mit dem Auto anreist oder dem Zug. Und als one-way-Trip oder Rundreise. Hier ist für jeden etwas dabei. 

Äh, halt. Fast jeden. Auf eines solltest Du Dich gefasst machen, die deftige, thüringische Küche. Für mich als Vegetarier waren häufig nicht mal die Beilagen Ernährungsform-konform und für alle anderen vieles, aber nicht ausgewogen. Da bleibt dann oft nur der Abstecher zum Supermarkt oder die dritte Pommes in folge. Und auf die versprochenen Thüringer Klöße warte ich bis heute. Dafür gab es, Benjamin Topf sei dank, ausreichend Pils.

Bei dem fand unsere Reise Ihren Anfang und ein Ende. Nein, nicht beim Pils, bei Benjamin Topf. Vielen sicher ein Begriff als Chefredakteur des Gran Fondo Magazins und damit ehemaliger Kollege von Andi. Ausserdem bestens vertraut mit dem verborgenen Trail-Netz abseits des weissen R. 

Und trotzdem haben Andi und ich es gleich zu Beginn des ersten Tages fertiggebracht und vor lauter Ratscherei und Vorfreude so verfranst, dass wir statt nach Eisenach zum Start des Rennsteigs zu fahren, einen Ausflug ins thüringische Unterholz unternommen haben. Um dann gegen Mittag mit Unterstützung des Re-Routings auf dem wahoo ELEMNT, zum ersten Mal auf das R zu treffen, die Konstante der kommenden Tage. 

So konstant das R, so abwechslungsreich die Eindrücke. Nicht selten, trifft es einen völlig unerwartet, ob es die stillgelegte Eisenbahnbrücke im Wald ist, die stilistisch an den Eifelturm angelehnt ist. Das verlassene Dorf mit all seinen traurigen Schicksalen. Die aufwändig erbaute Burg, die letztlich der Weiterentwicklung der Steinschleuder zum Opfer fällt. Das größte Wasserkraftwerk Deutschlands. Oder die sanften Windungen und badefreundlichen Stauseen der Saale. Und dazwischen, Singletrails, dichte Wälder und weite Ausblicke.

Und so haben wir an fünf Tagen, zwischen Hungerast und Zuckerschock, 379km und 7.480hm hinter uns gebracht. 

Womit wir wieder bei dem eingangs angesprochenen anders-machen angekommen wären. Wir haben im Laufe unserer Reise davon profitiert, dass Andi und ich uns hervorragend ergänzen. Auf der einen Seite der Detailverliebte, der Dinge um des Machen willens macht und auf der anderen Seite der Pragmatiker, der im Ernstfall dafür sorgt, dass etwas vollbracht ist. So haben wir das ein oder andere Highlight ausgelassen und dafür den verbliebenen mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Oder sind in der beginnenden Dämmerung auf die Bundesstrasse ausgewichen um Tempo zu machen. 

Würdest Du uns also um Rat fragen, würden wir Dir empfehlen, Dich entweder für das schnellere Gravelbike zu entscheiden und dabei Singletrails auszulassen, um so mehr Zeit an den Sehenswürdigkeiten verbringen zu können. Oder Dich auf die Trails zu fokussieren, das MTB zu wählen und dafür die Strecke zu verkürzen.

Für was auch immer Du Dich entscheidest, machen kommt von tun, wie unser Freund Andi Merchant zu sagen pflegt. Also ab ins RADsyndikat, um die offenen Stellen Deiner Packliste zu füllen, Dir Hilfe bei der Routenplanung zu holen oder weil Du nochmal genau wissen möchtest, wie das nun mit der Anreise, der richtigen Reifenwahl oder den Thüringer Klößen war. Wir freuen uns auf Dich.

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