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Canada 2012 – als das RADsyndikat seinen Anfang nimmt

Nein, wir wollen Euch nicht vorgaukeln, wir hätten am Lagerfeuer Businesspläne formuliert oder Claims gedichtet. Spätestens die folgenden Bilder hätten uns Lügen gestraft. Aber, als wir heute auf den Tag genau vor 10 Jahren, am 20.08.2012, in Calgary aus dem Flieger gestiegen sind, haben Ereignisse Ihren Anfang, und zweieinhalb Jahre später in der Eröffnung des RADsyndikats Ihren Verlauf genommen. Ereignisse, die uns heute zu dem machen was wir sind, ein Ausgangspunkt für besondere Momente.

Auf geht's, 3 Wochen Männerausflug

In Norddeutschland sagt man: “hätt der Hund nich scheeten, hätt he ‘n Has ok hat” *. Aber, hätten wir, Clemens, Sepp und ich an einem verregneten Samstag im Porsche Zentrum nicht dieses Video geschaut, wären wir vielleicht gar nicht auf die Idee gekommen, nach Kanada zu wollen. So aber haben wir recherchiert wo dieser Trail liegt, den Matt Hunter unter die Stollenreifen genommen hat. Und im Dezember 2011 startete dann bei Canusa in München mit der Buchung von Flug, erster und letzter Übernachtung und einem 30-Fuß-Wohnmobil unsere Vorfreude auf drei Wochen Kanada.

Erster Stop: Fernie, British Columbia. Ziel, oder vielmehr Wunsch war es, möglichst viele, typisch kanadische Trails zu fahren. Oder das was wir als kanadische Trails vermuten, wenn wir Videos wie das oben genannte schauen. Clemens hatte sich dafür erst kürzlich bei bike & snow, unserem, aus heutiger Sicht, Vorgänger, ein Specialized S-Works Stumpjumper mit 29-Zoll rausgelassen und Sepp war ebenfalls noch junger Besitzer eines wilden Norco Truax Freeriders. Mit 65,5° Lenk- und 72° Sitzwinkel damals ein wuider Hund.

Ab Fernie sollte uns die eigene Nase führen, immerhin hatten wir drei Wochen Zeit. Also erst mal kurze Verschnaufpause am Lake Kookanusa und dann weiter nach Rossland zum Seven Summits Trail. 2012 noch mit dem Prädikat “most epic trail” bedacht, war das ein absolutes Highlight. Lange Abschnitte auf Bergkämmen, knackige und technische Anstiege und großartige Ausblicke. Klare Sache, Prädikat verdient. 

Rossland war dann, wie bereits Fernie, einer dieser Orte die das Mountainbike aus jeder Pore schwitzen. Zugängliche Menschen, chillige Cafés und lässige Bike Shops. Nicht das wir 2012 nicht gute Fahrradläden in Deutschland gehabt hätten, aber halt anders. Die kleinen Orte in Kanada leben Community. Da gibt es selbst in der Nebensaison fast täglich Group Rides, jeder hat einen guten Tipp für’s Abendessen oder den nächsten Trail und selbst im kleinsten Bike Shop findest Du haufenweise Zeug, dass Du haben musst.

7 Summits Trail. Rossland. BC
7 Summits Trail. Rossland. BC

Unser nächster Stop, Nelson, macht da keine Ausnahme. Typisch Nordamerika kommst Du schnell ins Gespräch und so findet sich in jedem Bikeshop den wir besucht haben, schnell eine Gruppe Gleichgesinnter, die über den latest shit oder den besten Trail philosophiert. Clemens und ich haben erst mal eine Erkältung auskuriert und dabei sicher nicht zum ersten Mal darüber sinniert, wie cool es wäre, diese vibes auch in deutschen Shops zu erleben. Sepp hat währenddessen auf diversen Shoprides endlich mal Menschen getroffen, auf die er nicht an jeder Abfahrt warten muss. Und, sich sein Schaltwerk abgerissen. Proper Enduro riding in Nelson.

Kootenay Lake, Nelson, BC

“Oh, the germans. How are you today?”. Revelstoke, laut Remy Metailler das Paradies für Mountainbiker, hat uns den ersten richtigen hangover beschert. Der Name der Bar, “the last drop” war irreführend. Egal wie viel Jägerbombs und Pitcher wir bestellt haben, es war irgendwie nie der letzte Tropfen. Und dann haben die Locals uns und einen total irren Typen, der ununterbrochen von “bumps and berms” geschwafelt hat, mit auf eine After Party genommen. Mit roten Plastikbechern, haufenweise Schnaps und ‘nem Pool. Das am nächsten Tag jeder im Ort die “Germans” kannte und sich um Ihr Wohlbefinden sorgte, lag sicher nur an der Nebensaison und den wenigen Touristen im Ort. Ganz sicher.

Das was wir dann in Revelstoke gefahren sind, war zweifelsohne “paradise”. Was die Trailbuilder da in den Wald shapen ist A++. Und es mag zehn Jahre her sein, aber die wachsende Zahl an lokalen Trail-Communities in Deutschland lässt hoffen, dass auch wir Lösungen finden. Und auch im RADsyndikat taucht das Thema immer öfter im Gespräch auf. Mal sehen wo das hinführt.

Die Gebrüder Gallagher nach dem letzten Tropfen

Wir sind nach drei Wochen mit vielen, großartigen Erinnerungen, zahllosen Tiefenmeter und einigen Kilos mehr wieder gen Heimat gereist. Nichtsahnend, dass dieser Ausflug rückblickend etwas in Gang gesetzt hat. Wir drei sind zusammengewachsen, denn mag ein 30-Fuß-Camper auch geräumiger sein als ein VW California, man muss sich dennoch arrangieren, einen gemeinsamen Nenner finden, Rücksicht und sich selbst nicht immer so wichtig nehmen. Wir sind eingetaucht in eine Welt des Mountainbikens und in eine Community, die wir am liebsten im Handgepäck hätten mitnehmen, konservieren wollen.

Zuhause angekommen haben die ersten Veränderungen nicht lange auf sich warten lassen. Clemens hat sein Unternehmen in einen eigenen Showroom umgezogen. Sepp hat im Porsche Zentrum gekündigt, ist zu Clemens nach München gezogen und hat sich an der Uni eingeschrieben. Und ich habe am Tag nach meiner Heimkehr erfahren, dass ich Papa werde und wenige Monate später ebenfalls dem Porsche Zentrum den Rücken gekehrt.

Als ich im August 2014 dann Clemens und Sepp mit der Idee konfrontiert habe, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und einen eigenen Bike Shop zu eröffnen, hat die Geschichte Ihren Lauf genommen.

Und heute arbeiten wir peu-a-peu, Tag für Tag, Pedalumdrehung für Pedalumdrehung daran, unsere Philosophie von einem Bike Shop in die Tat umzusetzen. Einen Ort an dem Abenteuer Ihren Anfang nehmen, an welchem die kleinen Schritte wie die großen Erfolge gefeiert werden und an dem die Begeisterung welche wir in British Columbia erlebt haben, auf die Professionalität trifft, welche unser bisheriges Berufsleben geprägt hat.

Breathe.Feel.Be.

 

photos: leider nicht der Max

text: Sebastian Schaeffer

 

*hätte der Hund nicht sch**ßen müssen, hätte er den Hasen auch erwischt.

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