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Trans Madeira 2023 – Sepp, Sebastian und die wilden Flamingos

Der Schlafsack seit Tagen klamm, die Fingernägel schwarz vor Dreck, Sand in den Bib-Shorts, kaum geschlafen weil im Nachbarzelt geschnarcht wird und dann klingelt der Wecker um 5:30h. Wenn Du in dem Moment denkst „Geil, auf geht’s“, dann bist Du ganz sicher bei der Trans Madeira.

Sepp und ich haben mittlerweile den gröbsten Schmutz von uns und den Rädern entfernt, die Wäsche gewaschen und die Wehwehchen heilen auch langsam. Was bleibt, sind Erinnerungen. An eine Veranstaltung die Ihresgleichen sucht und ein Abenteuer, von dem wir ganz sicher noch viel und oft berichten werden. Aber der Reihe nach.

Lieber Flamingos als Grizzlybären, Sebastian sucht trotzdem das Weite
Lieber Flamingos als Grizzlybären, Sebastian sucht trotzdem das Weite

Die Trans Madeira ist 2022 das erste Mal in meiner Filterblase aufgeploppt. Je nach Herangehensweise ein Enduro Stage Race oder ein fünftägiges Abenteuer auf dem Endurobike. Irgendwann kam dann die Info, dass übermorgen ab 9:00h das Anmeldefenster aufgeht und die 140 limitierten Plätze vergeben werden. Also habe ich im November 2022 Sepp überrumpelt und quasi zwangsrekrutiert. Sind ja noch 9 Monate bis zum Event, Zeit genug zum Vorbereiten und Trainieren. 

Was dann folgte, findet man im Duden unter Prokrastination. „Ist ja noch ein bissi hin“ wurde zu „Shit, wir fliegen in 2 Wochen“. Bis dahin hatte sich Sepp mehr im hautengen Lycra-Outfit auf dem Renner rumgetrieben und ich habe es mit der Vorbereitung immerhin versucht, mangels Talent aber zahlreiche Verletzungen und Zwangspausen davongetragen. Immerhin, die Bikes waren ready und dank der Unterstützung unserer Frauen auch die Taschen vollständig gepackt.

Also, ab nach Madeira. Ohne Erwartungen, mit ganz viel „don’t worry until you have to“-attitude. Im Nachhinein dürfen wir ohne Übertreibung sagen, egal wie hoch die Erwartungen gewesen wären, das Team von Freeride Madeira, die 9te Ausgabe der Trans Madeira und die Insel an sich hätten diese übertroffen. 

Die Idee, dem Rider alle vier Ecken der Insel auf dem Rad näherzubringen und dabei Trails unterschiedlichster Art zu erfahren, ist voll aufgegangen. Wir haben nicht mitgezählt, aber wagen zu behaupten, dass Du 20 Länder bereisen musst, um eine ähnliche Abwechslung zu erfahren. Von staubtrocken durch den Eukalyptus-Wald über spiegelglatten Schlamm zwischen Felswänden, sogenanntes Madeiran Ice, bis hin zum ultra-soften Waldboden. Über Wurzeln, durch Steinfelder, steil, flowig, Drops und Road Gaps. Alles war dabei und dank einem großen Team an Vollzeitbeschäftigten Trailbauern auch in perfektem Zustand. Es gab keinen Trail, ob kurz oder lang, an dessen Ende nicht High-Fives zu sehen und Ausrufe der Begeisterung zu hören waren.

Madeira ist aktuell Dauergast in allen Reiseblogs und das zu recht. Das tropische Klima sorgt für eine üppige Vegetation, die Insel bietet viel Abwechslung auf engstem Raum und nach einem Regenguss folgt ganz sicher wieder Sonnenschein. Wir hatten von Ersterem ganz viel, die Organisatoren sprachen von der nassesten Ausgabe der Trans Madeira, und trotzdem gab es Trails auf die gefühlt seit Wochen kein Tropfen Regen gefallen ist. Klamotten wechseln haben wir uns schnell abgewöhnt weil das Wetter hinter der nächsten Ecke ganz sicher wieder völlig anders war.

Vor 20 Minuten waren die Fünf noch allesamt durchnässt
Vor 20 Minuten waren die Fünf noch allesamt durchnässt

Was uns neben der Insel und der hervorragenden Organisation dieses Events ganz besonders beeindruckt hat, sind die Menschen. Die hinter den Kulissen, ob Koch, Marshall, Sanitäterin, Busfahrer oder Videographer, und die neben Dir auf dem Rad. 140 Verrückte aus 26 Nationen, alle vereint in der Riesengaudi die das Enduro-fahren mit sich bringt. Das Freeride Madeira Motto „no bad vibes“ war nicht nur auf Stickern, Bidons und T-Shirts zu finden, es war Bestandteil unseres Tages. In der Warteschlange beim Frühstück, auf dem Trail, im Shuttle und beim Bier danach. 

Der Alltag hat uns wieder, wir müssen beim Duschen nicht anstehen und das Bett steht nicht im Zelt vom Decathlon. Unsere Frauen schnarchen nicht und auf der Tür zur Toilette steht nicht Dixi. Alles in Butter also, könnte man meinen. Wäre da nicht unsere Filterblase und die Nachricht, dass am 01. November um 13:00h das Anmeldefenster wieder aufgeht. Gut möglich, dass wir bald wieder Dreck unter den Fingernägeln und ein fettes Grinsen im Gesicht haben.

Solltest Du mit Gedanken spielen, selber mal die Trans Madeira zu wagen, dann haben wir folgende Tipps für Dich:

Pack Dir für jeden Tag einen Kit und habe ihn griffbereit. Weil Deine Klamotten vom Vortag niemals rechtzeitig trocken werden und ganz sicher vor Dreck stehen.

Du hast den ganzen Tag etwas zu tun, also erledige erst die notwendigen Dinge und geh dann Biertrinken oder Baden.

Nimm ausreichend zu Trinken und zu Essen mit. Die Tage sind lang, trotz Verpflegungsstation und 1000hm klingen für einen Rennradler oder XC-Mountainbiker nach wenig, sind aber mit schwerem Bike, auf steilen Pfaden und teilweise geschoben und getragen eine ganz andere Hausnummer.

Entspann Dich. Egal wie schnell Du bist und was für ein toller Hecht Du auch sein magst, die Top Twenty werden rücksichtsvoll aber gnadenlos Kreise um Dich fahren. Also hab Spass, genieß die Trails und tauch ein in die Community netter Menschen.

Fahr das maximale Casing bei den Reifen und geh vorne auf getrost auf ein offenes Profil. Die Steine sind scharf und zahlreich und die Böden entweder schlammig, tief oder sandig.

An alle die dabei waren und alle die hinter dem Event Trans Madeira stehen:“ Vielen, vielen Dank für ein unvergessliches Erlebnis“. 

Breathe.Feel.Be.

text: Sebastian Schaeffer

photo credits: @carlodesantisphotography @dan_escapes @johndrfernandes @madproductions 

video credits: Freeride Madeira

Trans Madeira ist eine Event von Freeride Madeira, DER Anlaufstelle für Mountainbiker auf Madeira

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